22. Oktober 2015
Erste Station: Bahrain. Eine Nacht im Hotel, dann weiter nach Hongkong, dort wieder eine Übernachtung im Hotel. Dann wurde es interessant. Unsere Zeitreise begann:
Am Sonntagnachmittag sind wir um 15 Uhr Ortszeit in Hongkong gestartet. Erst Richtung Taiwan, dann nach Nordosten, vorbei an Japan über die Aleuten nach Alaska. Wie üblich auf dieser Strecke, hatten wir einen kräftigen Rückenwind. Im Schnitt über 100 KMH, dadurch ergab sich eine Flugzeit von unter 9 Stunden. Landung in Anchorage am Sonntagmorgen um 8 Uhr Ortszeit!
Irgendwo über dem Pazifik liegtdie Datumsgrenze. Wir flogen also zurück in die Vergangenheit. Eine Zeitreise! Hmmmm? Da habe ich doch tatsächlich 7 Stunden Lebenszeit gespart. Wenn ich diesen Flug also viermal pro Monat machen würde, dann ergäbe das eine jährliche „Lebenszeitersparnis“ von 192 Stunden oder 8 Tagen!!!!
Ist das nicht eine wunderschöne Rechnung?
Und als ob das nicht genug wäre, gibt es noch einen Bonus an „Lebenszeit“ dazu. Wenn man sich mit der Geschwindigkeit von Licht bewegt, dann spart man Zeit. Dieser Effekt tritt bereits bei langsameren Geschwindigkeiten auf. Fliegt man also als Pilot 40 Jahre lang mit einem Jet durch die Lüfte, dann spart man am Ende seiner Berufszeit einige Sekunden. Auf diesem Flug habe ich also geschätzte 0,0002 Sekunden Lebenszeit gespart.
Ein Flug, der jünger macht! Vielleicht sollte man Flüge über die Datumsgrenze zur Verjüngung anbieten. Wäre bestimmt ein Verkaufsschlager bei einigen Damen.
Aber jetzt schlägt die Grausamkeit der Realität zu:
Wie üblich auf dieser Strecke wurde mein Biorhythmus kräftig in die Knie gezwungen. Als ich in Anchorage im Hotel war, schwebte mein Körper irgendwo zwischen europäischem Mittag und asiatischer Nacht, gewürzt mit einer Prise nordamerikanischen Morgen. Die Lebenszeit, die ich durch die Zeitreise scheinbar gewonnen hatte, ging durch den Stress am Körper verloren … und zwar um ein Vielfaches!
Und eine weitere Tatsache schlägt gnadenlos zu: Durch die schlechte Qualität der Verpflegung an Bord habe ich ein gefühltes Jahr verloren.
Also, fliegen macht alt, auch wenn man dabei eine Zeitreise in die Vergangenheit macht.
Einen Tag später der Flug nach Chicago. Sechs Stunden über eine zum Teil grandiose Bergwelt. Wenn es ein Tagesflug ist und keine Wolken die Sicht verdecken, dann hat man eine spektakuläre Aussicht.
Das Schwimmbad in unserem Crewhotel, dem Interconti in der magnificent mile in Chicago downtown, hat eine schöne Besonderheit. Der 25-Meter Pool wurde 1929 gebaut, und Tarzan-Darsteller Johnny Weissmuller, der vor seiner Schauspieler-Kariere für das US-Schwimmteam die Goldmedaille holte, zog dort im Training seine Bahnen.
Am nächsten Tag der Flug nach New York. Als wir zur Startbahn rollten, setzte heftiger Regen ein. Vor uns rollte gerade die Lufthansa-Boeing 747 mit der historischen Bemalung auf die Startbahn.
Anflug über New York
Nach der Landung in New York konnten wir uns entspannen. Dort übernahm die nächste Crew das Flugzeug. Mein Copilot und ich blieben an Bord auf den Weg nach Luxemburg.
Beim Rollen über eine Brücke am
JFK-airportWir haben 2 Kojen an Bord. Es ist angenehm, von den leichten Vibrationen in den Schlaf gerüttelt zu werden. 7 Stunden Flugzeit nach Luxemburg. Ich habe die ganze Zeit geschlafen.
Diese Trips um die Welt haben wir immer öfter. Wieder zu Hause angekommen, brauche ich meist einige Tage, bis ich wieder in den normalen Tagesrhythmus zurückgefunden habe. Ich glaube, ich werde zu alt für diese Art von Flugumläufen. Für den nächsten Monat habe ich einen Flug nach Südamerika angefordert. Mal sehen, ob es klappt.