Meine alte Leidenschaft
Fast 30 Jahre lang war ich Pilot. In den letzten 20 Berufsjahren flog ich den Jumbo für Cargolux, eine luxemburgische Frachtfluggesellschaft, als Kapitän kreuz und quer durch die Welt.
Um mich dem Schreiben voll widmen zu können, hängte ich meinen Job als Pilot an den Nagel. Das war nicht einfach, doch meine Liebe zum Fliegen wurde von meiner Liebe zum Schreiben immer deutlicher überflügelt.
Meine neue Leidenschaft
Es war im Sommer 2011, als ein aufwühlender Gedanke – es war fast wie eine Eingebung – in mir entflammte. Dieser Wunsch, ein Buch zu schreiben, kam in solch intensiver Wucht, dass er keinen Widerspruch zuließ.
Ein Thriller musste es sein. Eine Geschichte, wie ich sie auch gerne lese. Spannungsgeladen, kurzweilig und realitätsnah. Das würde einfach werden, dachte ich. Piece of Cake, dachte ich. Schließlich habe ich ja eine ausgeprägte Fantasie. Die großen Stars der internationalen Bühne waren und sind meine Vorbilder: Ken Follett und Dan Brown. So wie sie wollte ich schreiben.
Nach zwei Tagen intensiven Nachdenkens war der Plot im Kopf. Hoch motiviert setzte ich mich an den Laptop und hämmerte meine Gedanken über die Tastatur in das Word-Dokument. Nach wenigen Tagen hatte ich etwa 60 Seiten geschrieben. Doch ich hatte mich maßlos überschätzt. Bestürzt erkannte ich, dass ich die Kontrolle über die Geschichte verlor, nie wirklich gehabt hatte. Immer orientierungsloser dümpelte ich durch mein Fantasiegerüst. Professionelle Hilfe musste her. Ich legte mein Werk zur Seite und meldete mich zum Fernstudium im Fach ‚Belletristik‘ an. Nun ging es um Figurenentwicklung, Stilmittel, Wendepunkte, Spannungsbogen …
Während des Studiums wurde ich mit einer meiner Kurzgeschichten für einen Förderpreis nominiert, was mich besonders stolz macht.
Uns Studenten wurde gesagt, dass die Zeit gut sei für erotische Geschichten. Fifty Shades of Grey und solche Sachen. Also probierte ich mich in diesem Genre aus, stellte aber fest, dass ich dafür überhaupt nicht geeignet bin. Ich mag keine Liebesromane schreiben, keine Familiengeschichten, keine Kinderbücher. Meine Leidenschaft entwickelt sich immer deutlicher zum Genre ‚harter Thriller‘. Doch sehr klar differenziere ich zu Horror. Auch das könnte und wollte ich nicht schreiben.
Nach Abschluss des zweijährigen Studiums stürzte ich mich mit dem frischen Erlernten und mit hungriger Schreibwut auf mein Buchprojekt. Dabei kam mir meine Erfahrungen als Flugkapitän und Frachtpilot im weltweiten Einsatz sehr zugute. Die internationalen Schauplätze konnte ich dank meines Berufes oft besuchen. Vor allem in Nairobi, dem Hauptschauplatz meines ersten Thrillers ‚Herzschlag der Gewalt‘, war ich oft gewesen. Dort wurde ich von einer Horde Somalier gejagt, hatte mich im größten Slum Afrikas verirrt und wäre in der Nähe des Airports fast erschossen worden. Die Waffe, das ehemalige Gewehr G3 der Bundeswehr, wurde von einem Soldaten entsichert auf mich angelegt. Dieser Moment hat sich für immer in meine Gedanken eingebrannt.
Dieses Gefühl, in eine Geschichte einzutauchen, sich mit den Darstellern zu identifizieren und so wie sie zu denken, ist für mich berauschend. Ich werde Teil meiner Fantasie, bin mal ein Akteur, mal sehe ich wie ein Gott die Handlung von außen. Am liebsten verschmelze ich jedoch mit den Antagonisten. Es ist aufregend, in ihre Gedankenwelt einzudringen, in die menschlichen Abgründe, in die erschütternde Psyche. Die Bösartigen sind ganz klar die Interessantesten.